Ergebnisse der AfD zur EU-Wahl 2024 in Köln
Dieser Text wurde veröffentlicht am:
13. Juni 2024
Die Alternative für Deutschland konnte bei der Wahl zum 10. europäischen Parlament am 09. Juni 2024 insgesamt 15,9 % der Stimmen erzielen. Die Partei wurde damit zweitstärkste Kraft nach CDU/CSU, die insgesamt 30 % der Stimmen erhielten. Bei den letzten Wahlen zum EU-Parlament wurde die AfD bundesweit noch seltener gewählt (2019: 11 %; 2014: 7,1 %).
Bei der aktuellen Wahl zum europäischen Parlament erzielte die AfD im Kölner Stadtgebiet insgesamt 7,26 % der Stimmen (2019: 6,17 %; 2014: 5,51 %). Die meisten Stimmen für die AfD entfielen dabei auf die Stadtteile Chorweiler (23,78 %), Lindweiler (18,01 %) und Volkhoven/Weiler (17,82 %). Die wenigsten Stimmen erhielt die AfD im Stadtteil Neustadt/Süd (2,64 %). Ein Blick auf die Wahlbeteiligung legt nahe, dass die AfD dort besonders gut abgeschnitten hat, wo die Beteiligung niedrig war. Die Beteiligung zur EU-Wahl lag in der Stadt Köln am 10. Juni insgesamt bei 65,99 % (2019: 64,63 %; 2014: 53,18 %).
Im Regierungsbezirk Köln steht der oberbergische Kreis bei dieser Wahl hingegen zum ersten Mal schlechter als der bundesdeutsche Durchschnitt da. In einigen Kommunen und insbesondere bestimmten Stimmbezirken sei das Ergebnis erschreckend, so das Bündnis „Oberberg ist bunt, nicht braun!“ Es sei zu erkennen, dass sich in den Ortsteilen, die schon bei früheren Wahlen einen hohen Anteil rechtsextremer Stimmen hatten, die Probleme oft manifestiert hätten: „Zumindest teilweise sind dies auch Wohngebiete mit hohem Anteil Russlanddeutscher, die die AfD gezielt in Russisch anspricht. Hierbei ist der AfD-Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt, der inzwischen in den Oberbergischen Kreis gezogen ist, besonders aktiv“, analysiert das Bündnis in einer Wahlnachlese.
Rechte Straftaten mit Bezug zum Europawahlkampf
Zudem wurden im Kölner Regierungsbezirk einige rechte Straftaten mit Bezug zum Europawahlkampf registriert.
Anfang Mai übersprühten Unbekannte ein Wahlplakat der SPD in Zingsheim (Kreis Euskirchen) mit einer volksverhetzenden Parole, einem Hakenkreuz und der Aufforderung „AfD wählen“. Vertreter*innen der SPD berichteten ferner über abgerissene Plakate in Kall, Euskirchen und Mechenich. In Bad Münstereiffel seien ebenfalls Plakate beschmiert worden. Beim Aufhängen von Wahlplakaten in Kall wurde Emmanuel Kunz (SPD-KV Kall) beschimpft. In Hellenthal wurde ein Grünen-Mitglied tätlich angegriffen. Am 20. Mai wurde rechts motivierter Vandalismus gegen Wahlplakate von Grünen und SPD in Wassenberg (Kreis Heinsberg) gemeldet. Die betreffenden Plakate seien mit Beleidigungen besprüht worden, bzw. wieder mit der Aufforderung: „AfD wählen“. Laut einem Artikel im Kölner-Stadt-Anzeiger seien Partei-Anhänger*innen der SPD am 25. Mai im Stadtteil Chorweiler beleidigt und bedrängt worden. Dabei wurde offenbar auch ein Hitlergruß gezeigt – die Polizei ermittelt.
Unter den fünfzehn AfD-Politiker*innen, die nach der Wahl ins neue Europaparlament einziehen, sind auch Irmhild Boßdorf und Hans Neuhoff aus dem Kölner Regierungsbezirk.
Irmhild Boßdorf kandidierte bei der EU-Wahl 2024 für die AfD auf Listenplatz 9. In ihrer Bewerbungsrede für die Europawahl, auf dem AfD Parteitag am 28. Juli 2023 in Magdeburg, forderte Irmhild Boßdorf „millionenfache Remigration“. Also deutlich vor dem Treffen extremer Rechter in Potsdam und der Veröffentlichung der Correctiv-Recherchen.
Irmhild Boßdorf engagiert sich seit Jahrzehnten in der Neuen Rechten: Sie gehörte der Gemeinschaft Junges Ostpreußen (GJO) an und publizierte in Zeitschriften wie Criticón und der Jungen Freiheit. Einige von Boßdorfs Kindern sind ebenfalls in extrem rechten Strukturen aktiv, allen voran ihre Tochter Reinhild. Diese gilt als Gründer*in der pseudofeministischen Identitären-Nachfolgegruppe Lukreta, unterhält aber auch Kontakte zur extrem rechten Revolte Rheinland und zur Jungen Alternative. Am 09. März sprachen Irmhild und Reinhild Boßdorf bei einem Lukreta-Kongress“ in Euskirchen.
Hans Neuhoff kandidierte bei der EU-Wahl 2024 für die AfD auf Listenplatz 8, zudem sitzt er für die Partei im Bonner Stadtrat. Neuhoff lehrt an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und gehört der AfD seit dem Jahr 2017 an. Für eine „Europaresolution“ arbeitete er in der Vergangenheit mit Björn Höcke vom völkischen AfD-Flügel zusammen. Am 04. September 2022 referierte Neuhoff bei der „Sommerakademie“ des inzwischen aufgelösten neurechten Instituts für Staatspolitik über den Krieg in der Ukraine.
*Der Absatz zu rechten Straftaten mit Bezug zum Europawahlkampf wurde am 28.06.2024 ergänzt.