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Extrem rechte Memes mit Künstlicher Intelligenz (KI)

Dieser Text wurde veröffentlicht am:

29. September 2023

Im Kampf um den vorpolitischen Raum hat die neue Rechte inzwischen auch das Werkzeug Künstliche Intelligenz (KI) für sich entdeckt. Schon seit Anfang...

...des Jahres machten immer wieder v.a. AfD-Politiker*innen mit teilweise nicht gekennzeichneten KI-Bildern Stimmung, etwa gegen Migrant*innen oder Umwelt-Aktivist*innen. Ein neuer, extrem rechter Meme-Account aus dem Umfeld der Identitären Bewegung erfreut sich derzeit steigender Beliebtheit. Täglich werden mehrere KI-generierte Bilder mit eindeutigen Botschaften gepostet. Auf Instagram mit etwa 2000 Followern, X (ehemals Twitter) knapp 850 und Telegram knapp 1200 ist der bisherige Wirkungskreis zwar noch überschaubar, allerdings steigen die Zahlen recht zügig. Auch gab es Anfang August ein Interview des unbekannten „Kopfes hinter dem Projekt“ mit dem IB-nahen „Heimatkurier“.

 

Die Inhalte werden auffällig häufig auch von hochrangigen AfD-Politiker*innen aus RB Köln geteilt, etwa Irmhild Boßdorf oder Roger Beckamp. Beckamp hat nun auch Sticker mit den Motiven drucken lassen die er auf Anfrage verschickt und er versuchte sie unter Parlamentarier*innen in Berlin zu verteilen. Unter den Followern des Accounts sind neben AfD und JA-Politiker*innen auch die Burschenschaft Germania Köln, die rechte Fraueninitiative Lukreta aber auch Kader der neonazistischen Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD). Selbst folgt der Account nur einem einzigen Profil: Tannwald Media, dem Medienprojekt des IB-Kaders Alexander „Malenki“ Kleine aus Leipzig.

Die Ästhetik der Bilder erinnert an alte NS- oder Sowjet-Propagandabilder, inhaltlich wird ein Spektrum abgebildet, das von „Selbstoptimierung“ bis zu den bekannten nationalistischen, völkischen, antifeministischen Kernpunkten des identitären, neofaschistischen Weltbildes reicht. Teilweise mit grotesk wirkenden, „humorvollen“ Ausnahmen, wenn etwa der „deutsche Dackel“ geehrt wird oder die Follower*innen daran erinnert werden, durch die Nase statt durch den Mund zu atmen.

 

Solche leichtverdaulichen Witze dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit Sprüchen wie „Mann und Frau – alles andere ist gegen Gott“ oder „Beim Essen und der Partnerwahl – lokal statt global“ sowohl Queerfeindlichkeit und christlicher Fundamentalismus als auch blanker völkischer Rassismus propagiert wird. Auch Bilder mit Tieren transportieren immer wieder rassistische Botschaften, etwa das Wort „Bereicherung“ über einem wütenden Schimpansen. Neben Aufforderungen zu rechtem Aktivismus („Flyer-Kommando für unser Land“) und Wahlwerbung für die AfD („Blaue Wende - Farbrevolution von rechts“) finden sich auch viele Bilder, die die Ziele der rechten Bewegung klar benennen: Grenzzäune, massenhafte Deportationen, „Atomwaffen für Deutschland“, „Waffenrecht liberalisieren“, Klimaaktivist*innen inhaftieren, Kernenergie, ein traditionelles, restriktives Familienbild, Antifeminismus und eine soldatische, hypermaskuline Männlichkeit.

 

Mit den bunten, teilweise grotesken Kacheln verfolgen die Urheber*innen ganz eindeutig das Ziel, den Raum des Sagbaren in eine zunehmend menschenverachtende, faschistische Richtung zu verschieben – und Dinge in den Raum zu stellen, die aus dem Mund realer Politiker*innen wohl trotz rechter Diskursverschiebung der letzten Jahre noch zu Konsequenzen führen könnten, ist die Grenze zur Volksverhetzung doch mehr als einmal überschritten. Aber auch dafür hat die Meme-Seite bereits einen Post: „ Ach Schatz, wie süß! Eine Anzeige wegen Volksverhetzung hatte heutzutage doch schon jeder!“ (dp)

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